Sonntag, 20. September 2015

Cornelia Funke- Tintenherz

Tintenherz ist wohl das Buch meiner Jugend.  Ich erinnere mich noch zugut daran, dass all meine Freundinnen Cornelia Funkes Tintenherz- blut- und tod verschlugen haben.... nur ich nicht.
Mich hat diese Welt als Kind einfach nicht gefesselt. Als ich die Bücher dann auf unserem Dachboden wiedergefunden habe, wollte ich der Geschichte noch einmal eine Chance geben.






" Warum glauben Erwachsene, dass Kinder Geheimnisse besser ertragen  als die Wahrheit? Wusste sie nichts von den dunklen Geschichten, die man sich zusammenspinnt, um die Geheimnisse zu erklären? Erst viele Jahre später, als Meggie selbst Kinder hatte, verstand sie, das es Wahrheiten gibt, die das Herz mit Verzweiflung füllen, bis an den Rand,  und das man von ihnen nicht gerne erzählt, schon gar nicht seinen Kindern, außer man hat etwas, das gegen die Verzweiflung etwas Hoffnung setzt."

- Cornelia Funkte: Tintenherz, Seite 149/150




Die 12-jährige Meggie wächst in einem alten Haus zugestellt mit Bücher auf. Dort lebst sie alleine mit ihrem Vater, dem "Bücherarzt" Mo. Dieser hat ihr erzählt, dass ihre Mutter die beiden vor 9 Jahren verlassen hat, bis auf ein paar Bilder hat Meggie keine Erinnerungen an sie.
Eines Abends steht ein Mann mit langen Haaren, einem gehörnten Mader und vernarbten Gesicht auf dem Hof der Hauses. Staubfinger. 
Dieser nächtliche Besuch stellt Meggies Leben komplett auf dem Kopf. Früh am morgen bricht sie, gemeinsam mit ihrem Vater und Staubfinger, zu ihrer Tante auf, angeblich um dort alte Bücher zu restaurieren. Doch während der langen Fahrt in den Süden, wird Meggie schnell klar, dass es hier um etwas anders geht. Immer wieder fällt der Name Capricorn, und ihr Vater wird plötzlich Zauberzunge genannt, es ist von Männern ins schwarzen Jacken die Rede, vor denen Meggie sich hüten soll. Und was hat es mit dem in Packpapier verpackten Buch auf sich, das Mo dabei hat? 



Tintenherz gehört mittlerweile wohl zu den Klassikern meiner Generation. Ohne Frage, die Geschichte ist traumhaft. Denn was gibt es besseres als ein Buch über die Liebe zu Büchern zu schreiben? 
Diese Liebe zu Büchern zeigen auch die Zitate aus bekannten Büchern am Anfang jedes Kapitels. In dem meisten Fällen passen diese auch zum Inhalt des Kapitels. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht alle gelesen habe, weil mich diese anderen Geschichten und Charaktere aus der Tintenherz-Welt rausgerissen haben. Doch auch in der Geschichte finden sich viele Anspielungen auf andere Bücher, was mir persönlich unfassbar gut gefällt und ich mich jedes mal gefreut habe, wenn ich eine Buch erkannt habe.
Was mich am meisten Fasziniert hat, war diese Welt, in der die Geschichte spielt. Auf der eines Seite wirkt die Geschichte so surreal, und dennoch spielt sie in unser Welt in einem ganz normalen Dorf im Süden. Doch gerade die Männer von Capricorn wirken wie eine Mischung aus Mafia und aus Büchern entsprungenen Bösewichten.
Besonders Staubfinger, habe ich als einen sehr vielschichtigen Charakter erlebt. Seine Beweggründe, seine Hoffnung und Verzweiflung hat mich sehr bewegt und ich konnte seine Gefühle und Sehnsüchte nur zugut nachempfinden. Die anderen Charaktere fand ich etwas oberflächlicher. Meggie, die kleine Heldin der Geschichte, ist ein tapferes Mädchen, das für seine 12 Jahre dennoch nicht zu reif wirkt. Mo und Elinor, Meggies Tante, waren für mich weniger greifbare Charaktere. Auch wenn Mos Hintergrund sehr bewegend ist, blieb immer eine Distanz zur seinem Inneren. 
Die Spannung in der Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite geblieben, und auch wenn mir das Ende etwas zu unspektakulär und detaillos war, blieb die Spannung bis zu diesem Punkt erhalten. 
Probleme hat mir der Schreibstil bereitet. Die Geschichte ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben, gleichzeitig wird auktorial erzählt. Dadurch sind manche Szenen verwirrend, da nicht gleich klar ist, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Gut gefallen haben mir Cornelia Funkes detaillierten und bildhaften Beschreibungen, zusammen mit den Zeichnungen am Ende der Kapitel. Nicht oft habe ich so klare Bilder von der Welt, in der ich mich befinde, vor meinem inneren Auge. 



Letztlich muss ich sagen, dass ich froh bin Tintenherz erst mit 19 gelesen zu habe, denn ich finde nicht dass diese Geschichte für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist. Viele Szenen sind sehr brutal und abgesehen davon entdeckt man in der Geschichte so viel mehr, wenn man etwas älter ist, wie zum Beispiel die vielen "Zitate" aus anderen Büchern. Schade ist nur, dass ich mich mit Meggie nicht mehr so identifizieren kann, wie ich es mit 12 gekonnt hätte. 
Auch wenn mir das Ende der Geschichte zu abrupt war, fand ich die ganze Geschichte sehr schön und faszinierend. Bis auf die Erzählform hat mich der Schreibstil super gut in das Buch eintauchen lassen. 






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