Montag, 12. Oktober 2015

Paolo Giordano- Der Menschliche Körper


"Die Einsamkeit der Primenzahl" von Paolo Giordano ist mein absolutes Lieblingsbuch! Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deswegen) habe ich den zweiten Roman "Der Menschliche Körper" bisher nicht gelesen.



















“[...]  » Und dann...» er zögert, » habe ich so etwas wie den sechsten Sinn.» 
                 » Ich pfeife auf  ihren sechsten Sinn, Oberleutnant. Kriege werden nicht mit dem sechsten                       Sinn geführt. Die anderen fünf genügen allemal.» ”


-Paolo Giordano: Der Menscheliche Körper, Seite 229







Giordano schickt in seinem zweiten Roman eine Truppe italienischer Soldaten nach Afghanistan. Jeder verlässt sein altes Leben mit anderen Erwartungen, Ängsten und Hoffnungen. Während das alte Leben zuhause weiterläuft und einen nicht loslässt, versuchen die Soldaten auch in der Truppe ihren Platz zu finde.
Der eine Versucht in dieser unwirklichen Umgebung ein echter Mann zu werden, sich von der eigenen Mutter zu lösen und vielleicht auch mal ein Mädchen abzubekommen. Sein Freund, vielleicht auch Vorbild, ist der anscheinend so selbstsichere und draufgängerische Cederna.
Ebenfalls zur Truppe gehört der Arzt Alessandro Egitto, der sich selbst mit Antidepressiva behandelt, sowie den Pflichtbewussten Truppenleiter René. Der Autor lässt eine sehr tief in die Gedanken der Charaktere eintauchen und ermöglicht einen so einen sehr differenzierten Blick auf das Geschehen um die Charaktere herum. Gerade in der erste Hälfte des Buches werden immer wieder einzelne Mitglieder der Truppe vorgestellt, und so lässt sich nicht sagen wer hier Haupt- oder Nebencharakter ist. Zwar werden einige wie Egitto, René oder Cederna, des Öfteren in den Vordergrund gestellt, dennoch hat man letztlich ein sehr umfassendes Bild der Gefühls- und Gedankenwelt aller Kameraden. 




Für mich bleibt Paolo Giordano mein Lieblingsautor. "Der Menschliche Körper" ist das perfekte Beispiel für die wundervolle Art, auf die einen seine Geschichten mitziehen. Es geht nicht um die Geschichte, sondern um die Charaktere um das, was zwischen den Menschen passiert und was in den Köpfen jedes einzelnen vor sich geht. Auch wenn dieses Buch im Krieg spielt, ist es nicht der Krieg, der im Fokus steht, es geht darum wie sich ein Mensch verhält, entwickelt und darstellt und das in einer außergewöhnlichen Situation.  Im Krieg, umgeben von den ständig selben Leuten, irgendwo zwischen Langeweile und Angst. Für dieses klare Bild sorgt auch der Schreibstil von Paolo Giordano und die vielen kleinen Gesten, die er in seinen Worten versteckt. Obwohl der Schreibstil so klar und einfach gehalten ist, hat selbst ein kleiner, eingeschobener Nebensatz eine starke Aussage.






"Der Menschliche Körper" ist kein einfaches Buch, das man abends im Bett lesen kann, doch es lohnt sich, wenn man bereit ist sich auf die Geschichte einzulassen. Allerdings muss ich zugeben, dass es einige Stellen gibt, die sehr zäh waren und wo ich mich durchkämpfen musste.
"Die Einsamkeit der Primenzahl" bleibt zwar mein Favorit, dennoch finde ich das dieses Buch durch sein außergewöhnliches Setting und seine Tiefe besticht.






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